Als Kind einer Lehrerfamilie genoss ich sämtliche Privilegien dieser Welt. Bereits im Alter von 4 Jahren bereiste ich 2 Jahre lang mit meiner Familie Nord-, Mittel und Südamerika, bevor ich in einer mittelfränkischen Idylle aufwachsen, eine ländliche Grundschule besuchen, das Dorfleben samt obligatorischer „Fußballkarriere“ mitmachen, dank meiner Eltern viele verschiedene Länder und Kulturkreise bereisen und erfolgreich Abitur machen konnte.
Nach dem Abitur absolvierte ich meinen Zivildienst in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen und in mir erwuchs nach 13 Jahren Schule ohne eine einzige Stunde Praktikum auch mangels alternativer Vorstellungen der Wunsch, Sonderpädagoge zu werden. Nach einem weiteren Jahr, in dem ich als „Hilfskraft“ in Vollzeit im Heimbetrieb der Einrichtung arbeitete und junge Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen im Lebensvollzug unterstützte, schrieb ich mich für das Studium der Sonderpädagogik in Würzburg an der Julius-Maximilian-Universität ein. Das Studentenleben und das Studium bezeichne ich bis heute als absolut gewinnbringenden Lebensabschnitt. 2005 bestand ich das 1. Staatsexamen und zog nach Nürnberg, um mein Referendariat an der damaligen „Schule für Körperbehinderte“ zu beginnen. In einer Zeit, in der absolut nicht gesichert war, in den Staatsdienst übernommen zu werden und die Einstellungspraxis im Förderschulbereich alles andere als eine wertschätzende und für die Schulen pädagogisch sinnvolle war, empfand ich das Referendariat mit all seinen bürokratischen Vorgaben, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Beurteilungsinstrumenten vor allem als nicht geeignet, um einen guten Alltagslehrer aus mir zu machen. Glücklicherweise hatte ich den Raum und die entsprechenden Menschen um mich herum, um nicht an diesem Thema zu scheitern.
„2007 präsentierte ich wie jeder Andere auch drei wunderbare Schaustunden als Lehrproben, minutiös getacktet, mit programmierten Schülerinnen und Schülern, die zum Wohle des Referendars und zur Freude der Prüfungskommission, die im Anzug in der letzten Reihe saß, wunderbar entsprechende und erwartete Schüleräußerungen tätigten, auf die Impulse einstudiert reagierten und gut funktionierten. Fortan durfte ich mich Sonderschullehrer nennen.“
Florian Kohl
Seit 2007 unterrichte ich nun. Die ersten Jahre an einem Förderzentrum mit dem so genannten Förderschwerpunkt „Lernen“, überwiegend die Klassenstufen 5 und 6, dann ließ ich mich wieder an meine alte Schule zurückversetzen. Ich durfte Betreuungslehrer sein und Studienreferendare auf ihrem Ausbildungsabschnitt begleiten, übernahm die Stufenleitung für die Berufsschulstufe und krempelte diese mit einem Kollegen gehörig um. Bis heute arbeite ich gerne und erfolgreich mit jungen Erwachsenen an und auf ihrem Weg ins nachschulische Leben.
Neben meinem Beruf als Lehrkraft liegt mir die Personalrats- und Gewerkschaftsarbeit am Herzen. Während dem Referendariat mit einer desaströsen Einstellungspolitik konfrontiert, gründete ich mit mehreren Mitstreiter:innen ein Bündnis, um für faire und pädagogisch sinnvolle Einstellungspraxis zu streiten. Sowohl die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft als auch Lehrer:innen- und Elternverbände unterstützten das Bündnis und mein Einstieg in die politische Arbeit innerhalb der GEW war vollzogen. Ich zog bereits 2010 über die Liste der GEW in den Personalrat für Förderschulen und Schulen für Kranke ein und gehöre seitdem diesem Gremium an. 2016 übernahm ich zusätzlich den stellvertretenden Vorsitz.
Innerhalb der Gewerkschaft beteilige ich mich aktiv in verschiedenen Gremien. Ich bin regelmäßiger Teilnehmer und Organisator der Aktivenkonferenz und war mehrere Male Delegierter für den Kreisverband Nürnberg bzw. den Bezirksverband Mittelfranken auf der Landesdelegiertenkonferenz. Im Dezember 2020 wurde ich zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern gewählt und 2023 bestätigt. Ein wichtiges Anliegen sind mir bildungspolitische Themen rund um Schule und Kita. Dabei diskutiere ich gerne breit und ausführlich Themen rund um Bildungspolitik, Diskriminierung, Chancengleichheit im Bildungssystem, Digitalisierung und den Arbeits- und Gesundheitsschutz an bayerischen Schulen oder generell den Sinn oder Unsinn unseres nicht mehr zeitgemäßen Bildungssystems.
In meiner Freizeit begleite ich vor allem meine drei Kinder beim Aufwachsen und erlebe somit das Bildungssystem und sein Wirken auch aus einer anderen Perspektive. Da mir die Arbeit mit Kindern wirklich Spaß macht und eine meiner Leidenschaften der Fußball geblieben ist, trainiere ich eine Jugendmannschaft des ansässigen Fußballvereins. Zur Entspannung dienen mir ein paar Bienenvölker, die in überschaubarem Rahmen meine Aufmerksamkeit fordern, für volle Honigtöpfe sorgen und mich immer wieder zu Ruhe kommen lassen. In Bewegung hält mich der Familienhund Charlie.
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